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KOLUMBIEN: SEXUALISIERTE GEWALT GEGEN FEMINISIERTE KÖRPER ALS BESTRAFUNG

„Justicia!“ – Gerechtigkeit fordern Demonstrant*innen in Kolumbien nach einer Vergewaltigung an einem jungen Mädchen durch Sicherheitskräfte in Popayán Mitte Mai, das daraufhin Suizid beging. Sexualisierte Gewalt und Feminizide als Kriegswaffe durch Sicherheitskräfte und Armee werden schon lange von feministischen und indigenen Gruppen benannt und eine Entmilitarisierung gefordert. Im Kontext von Kolonialisierung und einer Militarisierung der Gesellschaft, die systematische Gewalt und Morde an politischen Gegnern und kolonisierten Menschen bedeutet, ist die Gewalt an feminisierten Körpern eine kollektive Bestrafung, eine extreme Drohgebärde sich ja nicht aufzulehnen. Sie ist der Versuch Gemeinschaften zu zerstören, indem ein Krieg gegen die Körper von Frauen und feminisierten Menschen verübt wird, eine Machtdemonstration die in ihre Gemeinschaften wirken soll. Patriarchale Gewalt durch die Armee, gerade an indigenen jungen Mädchen und Frauen, ist keine Seltenheit. Auch US-Soldaten waren daran systematisch beteiligt. In Kolumbien richten sich in den letzten Monaten große Proteste gegen diese strukturelle Gewalt, die auch in einem Anstieg von Feminiziden und patriarchaler Gewalt während der Corona-Pandemie deutlich wird. Aus der LGBTiQ- community wurden Stimmen gegen die Polizeigewalt an Frauen und Transpersonen, vor allem im städtischen Raum laut.

 

Am 28. April begannen die Proteste gegen die mittlerweile zurückgezogene Steuerreform des Präsidenten Duque unter dem Motto “Für Leben, Frieden, Demokratie und gegen das neue Schwindelpaket Duques und die Steuerreform.” Schon vor Beginn der Pandemie protestierten verschiedene Gesellschaftsguppen gemeinsam gegen die neoliberale Politik, die zur Armut von vielen führt, gegen die Militarisierungspolitik, gegen staatliche Diskriminierung, Rassismus und strukturelle Gewalt. Unter anderem Student*innen, indigene und afrokolumbianische Gruppen, Frauen, LGBTIQ*-Community und Bäuer*innen schlossen sich zusammen um ihren Protest, ihre Wut und Forderungen auf die Straße zu tragen.

 

Der Protest, der im April mit einem Generalstreik begann, geht auch nach der Rücknahme der Reform weiter. Diese hätte vor allem niedrige und mittlere Einkommen belastet.

Lebensmittel wie Eier und Fleisch, aber auch für Wasser, Strom und Gas wären erhöht worden. Für Unternehmen hingegen hatte die Regierung erst 2019 die Steuern gesenkt.

 

Systematische Gewalt, Morde an und das Verschwindenlassen von politischen Gegner*innen haben in Kolumbien Kontinuität. Auch seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens 2016 wurden mehr als 1.000 soziale Akteur*innen, Umweltschützer*innen, (indigene) Aktivist*innen, Journalist*innen, Ökolog*innen und ehemalige FARC-Kämpfer*Innen ermordet.

Am 7. Mai gaben die NGOs Temblores und Indepaz Zahlen zur Polizeigewalt bekannt: 47 Tote, zwölf Opfer von sexualisierter Gewalt durch staatliche Sicherheitskräfte, 28 Menschen mit Augenverletzungen, 548 Verschwundene, sowie 1.956 Fälle von Polizeigewalt.

 

In der ersten Reihe – primera linea hat sich neben den Jugendlichen auch eine primera linea von Müttern gebildet, die sich der Polizei, darunter der Polizeisondereinheit Esmad, entgegenstellen.

Wir schicken Kraft und solidarische Grüße an die Protestierenden dort, die nicht nur gegen eine Steuerreform, sondern gegen eine gesamte gewaltvolle Politik kämpfen. Die sich gegen die gewaltvolle Normalität einer neoliberalen Politik stellen, die die Menschen arm macht, unterdrückt und die für ein würdevolles Leben für alle kämpfen.

Gracias por su fuerza y por su ejemplo!

#soscolombia #DUQUEASESINO #nosEstanMatando #ColombiaEnLucha #niunamenos

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