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UEBER FEMINIZIDE

Feminizide bezeichnen Morde an FLINTA* (Frauen, Lesben, inter, non-binär, trans und agender Personen) aus patriarchalen Gründen. Wir verstehen diese Morde als die Spitze des Eisbergs von genderbasierter Gewalt. Sie sind das Resultat einer endlosen Kette an Sexismus, Ausbeutung, und systematischer Benachteiligung. Wenn FLINTA* immer wieder strukturelle misogyne Gewalt erleben, treibt sie das manchmal leider auch in den Selbstmord, wir sprechen dann von einem feminizidalen Suizid. 

 

Die allermeisten Feminizide geschehen in oder nach Beziehungen: In Deutschland versucht jeden Tag ein Mann seine Partnerin oder Expartnerin umzubringen, jeden dritten Tag gelingt es. Bei dieser Zählung sind all die Feminizide, die außerhalb von Partnerschaften geschehen, noch nicht miteingerechnet. Morde an Sexarbeiter*innen, Morde an Müttern oder Töchtern aus einem besitzergreifenden oder geizigen Motiv, Morde als Rache, weil Sex verweigert wird – all das sind Feminizide. Daten zu feminizidalen Suiziden gibt es zurzeit keine, aber auch da scheint uns eine hohe Dunkelziffer denkbar.

Nach vielen Feminiziden wird in Medien und Rechtsprechung als Motiv des Täters mal die verletzte Ehre, mal Eifersucht, mal Liebe genannt. Doch eines sollte klar sein:

 

 

 

 

Das patriarchale Gefühl, aus dem heraus Männer morden, ist ein Besitzanspruch an feminisierter Arbeit und feminisierten Körpern. Wir leben in einer patriarchalen Gesellschaft, die Männern von klein auf den Anspruch auf Fürsorge und damit verbundener sexueller Verfügbarkeit vermittelt. Werden diese von FLINTA* entzogen oder verwehrt – wie es das gute Recht eines jeden Menschen ist – reagieren Männer nicht selten mit Gewalt. 

 

Feminizide sind in unserer patriarchalen Gesellschaft keine Einzelfälle, sondern Teil systemischer Gewalt, d.h. Ausdruck sozialer, politischer, ökonomischer und kultureller Ungleichheiten. Der Begriff „Feminizid“ (in Abgrenzung zu „Femizid“) schließt in seiner Definition diese strukturelle Ebene sowie die staatliche Verantwortung mit ein. 

 

Die Gewalt zieht sich durch die staatlichen Institutionen, die bei Gericht, der Polizei oder im Jugendamt Fälle von patriarchaler Gewalt nicht ernst nehmen, verharmlosen oder eine Täter-Opfer-Umkehr vornehmen. Ausdruck dieses staatlichen Versagens, sind zum Beispiel die Unterfinanzierung von Programmen zur Gewaltprävention und Frauenhäusern, die Feminizide verhindern könnten. 

 

Aber auch durch eine weiter gefasste staatlich-feminizidale Politik werden Mädchen, Frauen und feminisierte Menschen erst recht getötet: tödliche Migrationspolitik, Waffenexporte und Kriegspolitik aus der BRD heraus, kriminalisierende und restriktive Abtreibungsgesetze, fehlende Gerechtigkeit gegenüber Sexismus, Frauenhass, Transfeindlichkeit und Feindlichkeit gegenüber Abweichungen vom binären Geschlechtersystem in der Justiz, ungleiche Bezahlung in der Arbeitswelt, Kriminalisierung von Sexarbeiter*innen, vernachlässigte bzw. ungenügende Unterkünfte für Wohnungslose in Corona-Zeiten, Schließung von Schulen und KiTas anstatt von Massenbetrieben während der Pandemie, immer mehr Kürzungen im Gesundheits- und Pflegebereich bei steigenden Anforderungen, Verharmlosung von sexualisierter Gewalt - insbesondere in Beziehungen - die Liste des staatlichen Zutragens und Aufrechterhaltens des patriarchalen Systems und seiner Auswirkungen könnte noch endlos weiter gehen.

 

Doch jede ermorderte FLINTA* ist eine zu viel.

Man(n) tOEtet nicht aus Liebe!

Ni una menos! Wir wollen uns lebend!

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